Artikel von Luca Pons – Journalist, Fanpage.it

Die Vorschläge der Europäischen Kommission zur Erhöhung der Steuern auf Zigaretten und andere Tabakprodukte sind nun offiziell und schwarz auf weiß. Die Kommission kündigte sie gestern zusammen mit Maßnahmen für den nächsten EU-Haushalt an. Diese Initiativen werden nun ausführlich diskutiert, könnten sich sogar radikal ändern und werden in jedem Fall nicht vor 2028 in Kraft treten. Sie sind jedoch immer noch der Ausgangspunkt für Verhandlungen. Bei Tabak könnte die Steuererhöhung – nach Schätzungen der Hersteller – zu einer Erhöhung von mehr als einem Euro pro Zigarettenpackung führen.

Es gibt zwei separate, aber miteinander verbundene Vorschläge. Der erste betrifft eine Reform der Tabaksteuerrichtlinie aus dem Jahr 2010. Dieser Vorschlag betrifft Raucher am unmittelbarsten, da er die Mindestverbrauchsteuern auf Zigaretten, Tabak, E-Zigaretten usw. erhöhen würde. Der zweite Vorschlag hingegen betrifft die öffentlichen Haushalte: Er würde die EU-Staaten verpflichten, einen Teil der Steuern, die sie aus dem Zigarettenverkauf einnehmen, direkt an die Europäische Union abzuführen.

Erhöhung der Verbrauchsteuern auf Zigaretten und Tabak, um wie viel und seit wann

Die erste Maßnahme, eine Erhöhung der Verbrauchsteuern auf Zigaretten und Tabakprodukte, würde 2028 in Kraft treten. Die ersten vier Jahre dienen den Mitgliedstaaten als Anpassungsphase. Die Europäische Union legt bereits die Mindeststeuersätze fest, die jedes Land auf Zigaretten und ähnliche Produkte zahlen muss. Die Beträge wurden jedoch 2010 beschlossen und sind mittlerweile extrem niedrig und weit von der Realität entfernt. Daher müssen sie angehoben werden.

Darüber hinaus müssen sie ausgeweitet werden. Im Vergleich zu vor 15 Jahren sind neben Zigaretten und Drehtabak viele neue Produkte auf den Markt gekommen: vor allem die verschiedenen Formen von E-Zigaretten, aber auch sogenannte Nikotinbeutel. Die EU-Mindestverbrauchsteuern gelten derzeit weder für diese Produkte noch für Rohtabak. Daher kann jedes Land sie nach Belieben besteuern. Mit der Reform würden sie jedoch einbezogen, und es gäbe für alle gleiche Grundsteuersätze.

Die Kommission schätzt, dass die von der Tabakindustrie vorgeschlagenen Erhöhungen in ganz Europa jährlich zusätzliche Steuern in Höhe von 15 Milliarden Euro generieren würden. Die Mindestverbrauchsteuern könnten je nach Wirtschaftslage der einzelnen Länder unterschiedlich hoch ausfallen. Der offizielle Text gibt jedoch Hinweise auf die einzuhaltende Mindesthöhe:

– 215 Euro pro tausend Zigaretten, statt 64 Euro pro tausend Zigaretten wie heute
– 143 Euro pro tausend Zigarren oder Zigarillos, statt der bisherigen 12 Euro
– 215 Euro pro Kilo gedrehten Tabaks statt bisher 40 Euro
– 108 Euro für jeweils tausend erhitzte Tabakzigaretten (derzeit gibt es für diese Produkte keine Mindestverbrauchsteuer)
– 143 Euro pro Kilo für andere Tabakwaren
– 12 Cent pro Milliliter für E-Zigaretten-Liquid, wenn der Milliliter maximal 15 mg Nikotin enthält; 36 Cent pro Milliliter, wenn diese Nikotinmenge überschritten wird

Dabei handelt es sich um erhebliche Erhöhungen, obwohl die aktuellen Mindeststeuersätze, wie bereits erwähnt, bereits 2010 eingeführt wurden und angesichts der aktuellen Preise sehr niedrig sind. Die Kommission betont , dass die Verbrauchsteuern auf Tabakprodukte im Durchschnitt aller europäischen Länder bereits mehr als doppelt so hoch sind wie der EU-Mindestsatz.

Die Auswirkungen auf den Preis, den Raucher zahlen, hängen auch von den Entscheidungen der Staaten und Hersteller ab. Bisherige Schätzungen gehen, wie bereits erwähnt, davon aus, dass der Preis einer Zigarettenpackung um mehr als einen Euro steigen könnte.

Das Geld, das die Staaten an die EU zahlen müssen

Der zweite Vorschlag der Kommission zu Tabak und Zigaretten ist strenger haushaltspolitisch ausgerichtet. Die Europäische Union muss ihre Einnahmen erhöhen und plant daher die Einführung einer neuen Eigenmittelquelle im Zusammenhang mit der Tabaksteuer: der Tabaksteuer-Eigenmittelquelle (Tedor). Im Wesentlichen handelt es sich dabei um eine jährliche Zahlung der Mitgliedstaaten an die EU in Höhe von 15 Prozent der Einnahmen aus den Mindeststeuern auf Zigaretten und Tabak.

Um es deutlich zu sagen: Wenn ein Land beschließt, Rauchern die Mindestverbrauchssteuer auf Zigaretten zu berechnen und damit eine Milliarde Euro einnimmt, muss es 15 Prozent dieser Milliarde Euro an die EU abführen. Beschließt es jedoch, höhere Verbrauchssteuern einzuführen, muss es trotzdem nur 15 Prozent dieser Milliarde Euro abführen (also den Betrag, den es durch die Erhebung der Mindestverbrauchssteuer eingenommen hätte). Den Rest kann es im Staatshaushalt behalten. Dieser Mechanismus könnte daher auch mehr Länder dazu ermutigen, ihre Verbrauchssteuern zu erhöhen, um sicherzustellen, dass ihnen nicht zu viele Einnahmen entgehen.

Natürlich werden Länder mit höheren Raucherquoten den höchsten Preis zahlen. Insgesamt rechnet die Kommission mit Einnahmen von jährlich rund 11,2 Milliarden Euro.

Was passiert jetzt

Wie bereits erwähnt, könnten diese Vorschriften die Zigarettenpreise erhöhen, wobei genaue Schätzungen derzeit schwierig sind. Eine Preiserhöhung ist jedoch auch das Ziel der EU: Je höher der Tabakpreis, desto weniger Menschen rauchen oder beginnen mit dem Rauchen, was sich positiv auf die öffentliche Gesundheit auswirkt.

Man sollte jedoch bedenken, dass die beiden neuen Maßnahmen der Kommission vorerst lediglich Vorschläge sind. Die Interessen des Tabaksektors haben in der EU und in den einzelnen Mitgliedstaaten erhebliches Gewicht, und Steuererhöhungen sind aus politischer Sicht nie ein einfacher Schritt. Es ist kein Zufall, dass Reformversuche im Laufe der Jahre immer wieder gescheitert oder ins Stocken geraten sind.

Auch dieses Mal scheint der Weg steinig zu sein. Die gestern von der Kommission vorgelegten Vorschläge haben Verhandlungen eingeleitet, die mindestens zwei Jahre dauern werden. Um sie zu verabschieden, bedarf es der einstimmigen Zustimmung aller 27 EU-Länder. Dies wird keine leichte Aufgabe, da es bereits Widerstand gibt, unter anderem aus Italien, Griechenland und Rumänien. Letztendlich muss die Kommission möglicherweise einen Rückzieher machen oder erhebliche Kompromisse beim Inhalt der Regeln eingehen.

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