Doch Solarenergie bietet heute noch viel mehr: Sie stärkt das europäische Energiesystem, gestaltet die EU-Klimapolitik neu und räumt mit langjährigen Mythen über Kosten, Platzbedarf und Umweltauswirkungen auf. Was müssen Sie also wirklich wissen?
Solarenergie ist auf dem Vormarsch – und zwar schnell
Im Jahr 2008 betrug der Anteil der Solarenergie an der europäischen Stromproduktion lediglich 1 Prozent. Heute ist dieser Anteil auf 10 Prozent gestiegen – in Griechenland sind es sogar 23 Prozent.
Mit der steigenden Nachfrage steigt auch die installierte Leistung: Zwischen 2022 und 2024 wurden fast 150 Gigawatt (GW) hinzugewonnen, und bis 2025 werden weitere 70 GW erwartet. Zum Vergleich: Das reicht aus, um rund 42 Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen.
Bis 2030 will die EU eine Solarkapazität von 700 GW erreichen – viermal mehr als 2020. Erneuerbare Energien übertreffen bereits jetzt fossile Brennstoffe: Im Jahr 2023 produzierten grüne Quellen 1.200 Terawattstunden (TWh) Strom, verglichen mit 788 TWh aus fossilen Brennstoffen. Im Jahr 2024 erreichten erneuerbare Energien einen Rekordanteil von 47 % an der gesamten Stromerzeugung – vor allem dank Wind- und Solarenergie, wobei die Solarenergie in nur einem Jahr um 15 % wuchs.
Sicherheit geht vor: Solarmodule stellen keine Brandgefahr dar
Befürchten Sie Brandgefahr? Keine Sorge. Daten aus Ländern wie Deutschland und den Niederlanden zeigen, dass Brände durch Solarmodule extrem selten sind – nur 0,006 % bis 0,014 % aller Vorfälle. Tatsächlich sind Solarmodule deutlich sicherer als viele alltägliche Haushaltsgeräte.
Alle in der EU verkauften Solarmodule müssen – unabhängig vom Herstellungsort – strenge technische Standards erfüllen. Darüber hinaus sind eine Installateurzertifizierung und ordnungsgemäße Netzanschlussverfahren vorgeschrieben. Jedes EU-Land setzt diese Vorschriften im Rahmen der Erneuerbare-Energien-Richtlinie um und gewährleistet so hohe Sicherheits- und Qualitätsstandards in der gesamten Union.
Sie brauchen kein Feld – ein Balkon reicht
Solarmodule benötigen keine große Fläche. Oft reicht ein Dach, ein Balkon oder sogar eine Gebäudefassade. Plug-in-Solarmodule, die direkt an das Stromnetz des Hauses angeschlossen werden, erfreuen sich bei Wohnungsbewohnern zunehmender Beliebtheit.
Sie können Ihre eigenen Solarmodule nicht installieren? Kein Problem. In ganz Europa entstehen Energiegemeinschaften – lokale Gruppen von Bürgern, Unternehmen und Gemeinden, die ihre Ressourcen bündeln und in gemeinsame Solaranlagen investieren. Auch wenn die Solarmodule nicht auf Ihrem Gebäude installiert sind, können Sie die saubere Energie nutzen, die sie erzeugen. Dies ist ein wichtiger Weg, Solarenergie zugänglicher und demokratischer zu machen.
Auch größere Solarparks werden immer effizienter. Der Solarpark Cestas in Frankreich beispielsweise produziert auf 265 Hektar 300 MW – genug, um über 70.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Innovative Modelle wie Agrisolar (die Kombination von Landwirtschaft und Solarenergie) und schwimmende Solarmodule auf Stauseen breiten sich schnell aus. Sie nutzen Land effizienter und reduzieren Konflikte mit der Landwirtschaft.
Natur und Solarenergie: Partner, keine Feinde
Entgegen der landläufigen Meinung stellen Solarmodule keine Bedrohung für die Natur dar – der Klimawandel schon. Ein Temperaturanstieg von 1,5 °C könnte den Lebensraum von 6 % der Insektenarten, 8 % der Pflanzen und 4 % der Wirbeltiere zur Hälfte zerstören.
Deshalb betont die Gemeinsame Forschungsstelle der EU , dass der Ausbau erneuerbarer Energien – einschließlich der Solarenergie – nachhaltig geplant werden muss. Gut konzipierte Solarparks können sogar dazu beitragen, degradiertes Land zu renaturieren und neuen Lebensraum zu schaffen. Immer häufiger werden dafür verlassene Industriegelände und Wasserreservoirs genutzt.
Der entscheidende Punkt ist jedoch: Die überwiegende Mehrheit der Solarmodule wird auf Hausdächern installiert – also in Gebieten, die die Natur überhaupt nicht beeinträchtigen. Und allein die Solarenergie auf Hausdächern könnte bis zu 25 % des Strombedarfs der EU decken.
Solarenergie = günstigere Energie und eine stärkere EU
Obwohl die Energiekrise die Preise insbesondere nach 2021 in die Höhe trieb, ist Solarenergie heute eine der günstigsten und sichersten Energieoptionen. Erneuerbare Energien machen heute fast die Hälfte des europäischen Stroms aus – 2015 waren es nur 30 Prozent.
Laut der Internationalen Energieagentur ist Solarenergie derzeit eine der kostengünstigsten Möglichkeiten zur Stromerzeugung. Sie ist mittlerweile über 50 % günstiger als Kohle – ein wichtiger Grund, warum sie zum Rückgrat des modernen europäischen Energiesystems wird: emissionsarm, zuverlässig und erschwinglich.
Der Ausbau der Solarenergie verringert zudem Europas Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen. Weniger Gas aus Russland bedeutet niedrigere Energiekosten – und mehr Energiesicherheit und -souveränität für die EU.
Gebaut, um Krisen zu überstehen
Einer der größten Vorteile der Solarenergie? Sie ist dezentral. Im Jahr 2024 waren 58 % der neuen Solaranlagen Dachanlagen – in Privathaushalten, Unternehmen und der Industrie. Das bedeutet, dass Energie direkt dort erzeugt wird, wo sie verbraucht wird. Das reduziert Verluste und macht das Netz widerstandsfähiger.
Mit Batteriespeichern wird Solarenergie noch leistungsfähiger. Ein gutes Beispiel: Als im April 2025 das Stromnetz ausfiel, konnte die Universität von Almeria in Spanien den Strom mithilfe der in ihren Solarmodulen gespeicherten Energie aufrechterhalten. Der Stromausfall dauerte nur 10 Sekunden.
Netzbetreiber verfügen heute über fortschrittliche Instrumente, um Angebot und Nachfrage auszugleichen. Dank ihrer Flexibilität, Dezentralisierung und Integration mit anderen Energiequellen – wie Biomasse, Kernenergie oder Geothermie – trägt Solarenergie dazu bei, das System auch bei wechselnden Wetterbedingungen stabil zu halten.
Solaranlagen können auch „Netzdienstleistungen“ erbringen – wichtige Funktionen, die für einen reibungslosen Betrieb des Stromsystems sorgen. Das macht sie zu einer wichtigen Säule der europäischen Energiezukunft.
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