Reisen spielt im Leben junger Europäer eine immer wichtigere Rolle. Dank der Entwicklung von Billigfliegern, gut ausgebauten Schienennetzen und zahlreichen finanziellen Förderprogrammen ist die Erkundung des Kontinents deutlich einfacher und zugänglicher geworden. Junge Touristen wählen gerne Reiseziele, die ein reichhaltiges kulturelles Angebot, angenehmes Klima und erschwingliche Preise vereinen.

Lieblingsziele und Städte

Laut dem jüngsten Bericht des Mastercard Economics Institute aus diesem Jahr liegen die beliebtesten Reiseziele für junge Reisende im Alter von 18 bis 30 Jahren weiterhin in West- und Südeuropa – Spanien, Italien, Portugal, Frankreich und Kroatien. Diese Orte werden geschätzt, weil sie Entspannung am Meer mit einem pulsierenden Kultur-, Kulinarik- und Nachtleben verbinden.

Die meistbesuchten Städte dieser Altersgruppe sind Amsterdam, Berlin, London, Barcelona sowie die kroatischen Städte Split und Dubrovnik. Amsterdam lockt mit seiner offenen Atmosphäre, der hervorragenden Fahrradinfrastruktur und zahlreichen Museen. Berlin fasziniert mit einer Kombination aus turbulenter Geschichte und moderner Kunstszene, während London mit seiner kulturellen Vielfalt und legendären Sehenswürdigkeiten lockt.

Obwohl Süd- und Westeuropa die Rangliste weiterhin dominieren, wächst das Interesse an osteuropäischen Ländern – Polen, Albanien, Bulgarien sowie Bosnien und Herzegowina. Die Beliebtheit dieser Reiseziele stieg im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 %. Besonders hervorzuheben ist Tirana, die Hauptstadt Albaniens, die laut Daten den größten Zuwachs an Besuchern – hauptsächlich Touristen aus Italien – verzeichnete und sich zu einer der am schnellsten wachsenden Touristenstädte Europas entwickelte.

Außerhalb des Kontinents entscheiden sich junge Menschen zunehmend für exotische Reiseziele wie Kuba, Jordanien und Japan. Flugbuchungsdaten für den Sommer 2025 zeigen ein dynamisch steigendes Interesse an Tokio, Osaka und Peking.

Junge Menschen reisen durch Europa. Foto: Canva

Reisen in Europa. Foto: Canva

Was zieht junge Touristen an?

Die Beliebtheit dieser Orte beruht auf mehreren Schlüsselfaktoren. Das Wachstum von Billigfliegern ermöglicht schnelles und relativ kostengünstiges Reisen zwischen Ländern. Das warme Klima Südeuropas und die Möglichkeit, fast das ganze Jahr über Strände zu genießen, sind ein weiterer Vorteil. Ein reichhaltiges kulturelles Angebot bleibt wichtig – von Museen und Galerien über Festivals und Aufführungen bis hin zu lebhaften Ausgehvierteln.

Laut Mastercard Experience Economy spielt Wellnesstourismus vor allem in Italien und Polen eine immer größere Rolle. Junge Menschen kombinieren gerne Outdoor-Aktivitäten, Gesundheitsvorsorge und kulinarische Entdeckungen.

Die Offenheit und Multikulturalität von Städten wie Amsterdam und Berlin fördern die freie Selbstentfaltung und das Kennenlernen neuer Kulturen. In den nordischen Ländern – darunter Finnland, Norwegen und die Schweiz – erfreuen sich Abenteuertourismus und Natururlaube zunehmender Beliebtheit.

Das wachsende Interesse an Wellness, Sport, Aktivtourismus und Gastronomie führt dazu, dass Städte wie Istanbul, Cannes, Interlaken und Barcelona dank ihres reichhaltigen kulinarischen Angebots sowie zahlreicher Kultur- und Sportveranstaltungen immer beliebter werden. Sportereignisse wie das Finale der Champions League führen oft zu erhöhter Mobilität – beispielsweise stiegen die Ausgaben deutscher Fans in London während des Spiels Real Madrid gegen Borussia Dortmund im Vergleich zum Vorjahr um 61 %.

Der Bericht zeigt auch, dass junge Reisende zunehmend nach Erlebnissen jenseits der traditionellen Freizeit suchen. Reisen mit Fokus auf Entspannung, Sport, kulinarischen Erlebnissen und sogenannten Bucket-List-Erlebnissen – der Erfüllung von Träumen und einzigartigen Aktivitäten – gewinnen an Bedeutung. 70 % der Europäer geben an, dass die Erfüllung von Traumerlebnissen für sie Priorität hat.

Neuer Ansatz für Reisen und EU-Unterstützung

Junge Europäer entscheiden sich zunehmend für längere Reisen – 38 % entscheiden sich für Reisen von mehr als zehn Tagen, oft mit einem Budget von über 2.500 Euro pro Person. Auch ökologische Aspekte beeinflussen Reiseentscheidungen – 81 % geben an, dass der Klimawandel für ihre Pläne eine Rolle spielt. Daher meiden 15 % Orte mit extremen Temperaturen und 17 % wählen Regionen mit milderem Klima.

Um jungen Menschen Reisen durch Europa zu erleichtern, setzt die Europäische Union verschiedene Initiativen um. Das Programm DiscoverEU bietet 18-Jährigen kostenlose Bahntickets, mit denen sie verschiedene Länder und Kulturen erkunden können. Ziel ist es, eine europäische Identität aufzubauen und die Unabhängigkeit junger Menschen zu fördern.

Ein weiteres wichtiges Projekt ist das Europäische Solidaritätskorps , das jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die Möglichkeit bietet, im Ausland Freiwilligenarbeit zu leisten. Das Programm umfasst Reise, Unterkunft, Verpflegung und ein Taschengeld und verbindet so die Reise mit wertvollen sozialen Erfahrungen.

Junge Menschen reisen durch Europa. Foto: Canva

Alternative Reiseplattformen – Workaway und Couchsurfing

Auch soziale Plattformen wie Workaway und Couchsurfing erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und ermöglichen günstigere und bereichernde Reiseerlebnisse.

Workaway verbindet Reisende mit Bauernhöfen, Organisationen und Privatpersonen weltweit und bietet Unterkunft und Verpflegung im Austausch für Hilfe bei verschiedenen Aufgaben – von Kinderbetreuung, Gartenarbeit und Renovierung bis hin zur Unterstützung sozialer Projekte. So sparen junge Menschen nicht nur Kosten, sondern erwerben auch neue Fähigkeiten und lernen lokale Gemeinschaften kennen.

Couchsurfing basiert auf der Idee der Gastfreundschaft – Reisende können kostenlos im Haus ihrer Gastgeber übernachten und erhalten dafür Offenheit und die Bereitschaft, Erfahrungen zu teilen.

Beide Plattformen fördern authentischeres und nachhaltigeres Reisen. Durch ihre Nutzung knüpfen junge Menschen Kontakte zu lokalen Gemeinschaften, lernen Neues und bleiben oft länger an einem Ort. Dieser Ansatz fördert internationale Freundschaften, die oft ein Leben lang halten.

Darüber hinaus entsprechen diese Reiseformen dem wachsenden ökologischen und sozialen Bewusstsein junger Europäer. Statt Massentourismus und konsumorientierten Kurzreisen entscheiden sie sich zunehmend für Erlebnisse, die ihnen ein besseres Verständnis der Welt und der Menschen ermöglichen, denen sie unterwegs begegnen.

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