Google führte ein dreimonatiges Experiment in acht EU-Ländern durch und manipulierte dabei ein Prozent der Suchanfragen der Nutzer. Europäische Nachrichten wurden aus den Suchergebnissen entfernt, um das Verhalten der Nutzer und die Auswirkungen auf Googles Werbeeinnahmen zu untersuchen.

Google sagt, ihr Experiment habe gezeigt, dass Nachrichtenartikel bei Suchanfragen keine große Rolle spielen und Anzeigen dazu kaum erscheinen. Sie sagen damit im Grunde, dass sie mit Nachrichten nicht viel Geld verdienen, warum also dafür bezahlen?

Die Verleger wittern Blödsinn. Sie behaupten, Google habe den Test manipuliert, um Nachrichten weniger wichtig erscheinen zu lassen. Sie argumentieren, Google ziehe viele Vorteile aus ihren Nachrichten – es halte Nutzer auf der Website, sammle Daten und verbessere seine Dienste – und das alles, ohne die Nachrichtenagenturen dafür zu bezahlen.

Vermeidet Google die Bezahlung von Verlagen? 

Das Hauptproblem besteht in Artikel 15 der EU-Urheberrechtsrichtlinie, der besagt, dass große Technologieunternehmen den Verlagen Zahlungen leisten müssen, wenn ihre Inhalte in Suchergebnissen oder Nachrichtenaggregatoren auftauchen.

Doch anstatt die üblichen Gebühren zu zahlen, hat Google ein eigenes Lizenzprogramm namens Extended News Preview (ENP) entwickelt. Mehr als 4.000 Verlage in 20 EU-Ländern haben sich bereits angemeldet. Kritiker bemängeln jedoch, dass diese Vereinbarungen intransparent seien und auf individuellen Verhandlungen basierten, was die Verlage in eine schwierige Lage bringe.

Einige Experten halten Googles Experiment für einen strategischen Schachzug. Wenn der Konzern nachweisen könne, dass Nachrichteninhalte nicht wirklich viel Geld einbringen, könne er niedrigere Zahlungen aushandeln oder sogar argumentieren, dass er überhaupt nicht zahlen müsse.

„Google verdient nicht nur mit Werbung, sondern auch damit, Nutzer auf seiner Website zu halten, Daten zu sammeln und Dienste zu personalisieren. Diesen Wert will Google nicht anerkennen“, sagt Aurore Raoux von News Media Europe.

Der KI-Faktor: Eine neue Bedrohung für Nachrichtenverlage? 

Um das Drama noch zu verschärfen, verschlimmert KI die Situation zusätzlich. Große Technologieunternehmen wie Google, OpenAI und Meta nutzen Unmengen an Online-Daten, darunter auch Nachrichtenartikel, um ihre KI-Modelle zu trainieren – und fragen die Herausgeber oft nicht einmal um Erlaubnis.

Obwohl KI-Unternehmen laut EU-Vorschriften offenlegen müssen, woher sie ihre Daten beziehen, beklagen Verlage, dass diese Vorschriften nicht ordnungsgemäß durchgesetzt werden. Dadurch können Technologieunternehmen ihre Inhalte nutzen, ohne sie dafür zu bezahlen. Ähnliche Auseinandersetzungen gibt es in den USA, wo Verlage auf rechtlichen Schutz gegen KI-gestütztes Content Scraping drängen.

Ohne klare Regelungen könnten KI-Modelle Inhalte auf Grundlage der Arbeit von Journalisten erstellen, während die Verlage unbezahlt blieben – ein Szenario, das die Medienlandschaft völlig verändern könnte.

Was steht für die Zukunft des Journalismus auf dem Spiel? 

Im Kampf zwischen Google und den Verlagen geht es nicht nur um das Urheberrecht – es geht auch darum, wie der Journalismus im digitalen Zeitalter bezahlt wird.

Traditionelle Werbeeinnahmen versiegen, und Nachrichtenorganisationen kämpfen ums Überleben. Gleichzeitig dominieren Technologiegiganten wie Google und Meta die Online-Werbewelt, sodass Verlage nach anderen Einnahmequellen suchen müssen, etwa Abonnements, gesponserte Inhalte oder staatliche Unterstützung.

Die Urheberrechtsrichtlinie der EU sollte für gleiche Wettbewerbsbedingungen sorgen, doch die jüngsten Schritte von Google lassen darauf schließen, dass die Durchsetzung dieser Regeln leichter gesagt als getan ist.

Wie geht es weiter?

Google behauptet, sich an die EU-Regeln zu halten und mit Verlagen zusammenzuarbeiten. Doch Organisationen wie der European Publishers Council und News Media Europe fordern von der EU-Kommission ein härteres Vorgehen und die Zahlung von Google.

Experten zufolge hängt die Zukunft des Journalismus vom Zusammenspiel zwischen Technologieplattformen und Nachrichtenverlagen ab. Wenn Verlage für ihre Arbeit nicht fair bezahlt werden, könnte dies die Medienkrise verschärfen und den Menschen den Zugang zu guten und zuverlässigen Informationen verwehren.

Wie lautet also das Urteil? Sollte Google für Nachrichten bezahlen müssen, oder leistet Googles Dienst bereits genug für Verlage? Der Kampf um die Zukunft der Nachrichten ist noch nicht vorbei.

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