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Ein Gespenst geht in Europa um – das Gespenst der Einsamkeit.
Es ist kein privates Gefühl mehr, sondern ein öffentlicher Zustand, der in die Politik eindringt und Vertrauen und Zugehörigkeit neu gestaltet. Wenn die Demokratie einst von der Gemeinschaft lebte, muss sie heute wieder lernen, wie man Menschen zusammenbringt, nicht nur verbindet.
Die Schatten der Zensur
Banksys Wandgemälde vor den Royal Courts of Justice, das einen Richter zeigt, der gerade einen Demonstranten schlagen will, wurde innerhalb weniger Stunden entfernt. Die Entfernung wurde Teil des Kunstwerks – eine Zensurmaßnahme, die lauter sprach als das Bild selbst. Indem sie die Wand zum Schweigen brachte, enthüllte das Londoner Justizsystem seinen Reflex, abweichende Meinungen zu kontrollieren und Aktivisten als „gefährliche Andere“ darzustellen.
Was für eine Demokratie gibt es ohne Straßen?
Die Straßen sind die Lunge der Demokratie – in Italien werden friedliche Blockaden durch ein neues Gesetz zu Verbrechen erklärt, während die Proteste gegen den Völkermord im Gazastreifen immer lauter werden. Regierungen berufen sich auf die „Dringlichkeit“, um abweichende Meinungen zu unterdrücken, anstatt ihnen zuzuhören. Doch die Menschen gehen weiterhin auf die Straße.
Der BBC-Skandal: Folge 1. „Trump“
Die BBC steht nach einer Panorama-Sendung, in der Donald Trumps Rede vom 6. Januar falsch dargestellt wurde, vor einer schweren Glaubwürdigkeitskrise. Dies führte zu Rücktritten hochrangiger Mitarbeiter und einer angedrohten Klage. Der Skandal entfacht erneut Debatten über Voreingenommenheit, Vertrauen und die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Befriedung oder Befreiung? Palästina mit Cleo Alexopoulou
In dieser Folge reflektiert Cleo Alexopoulou – Historikerin und Mitglied der Globalen Sumud-Flottille – über die Gaza-Mission, die Politik der Anerkennung und wie Solidarität in einen Kampf für Rechte mündet. Von Bombenangriffen vor der Küste bis hin zu stillen Widerstandshandlungen in Haft untersucht sie, was Befreiung in einer Welt bedeutet, die sie verweigert.
Die Entetikettierung der „Generation Z“-Proteste
Die Bezeichnung „Generation-Z-Proteste“ mag zwar attraktiv klingen, reduziert aber die vielfältigen, politisch aufgeladenen Mobilisierungen auf eine pseudo-demografische Erzählung. Indem Medien und Eliten Jugendaufstände als Generationenkonflikte darstellen, entpolitisieren sie diese und blenden die strukturellen Ungleichheiten und institutionellen Versäumnisse aus, die den Zorn tatsächlich schüren.
Mama, soll ich etwa ein Technikfeind werden?
In der neuen Religion der Technologie ersetzt Beschleunigung den Sinn und Glaube die Vernunft. Fortschritt wird als Schicksal, nicht als Entscheidung betrachtet – als eine Kraft jenseits jeglicher Kontrolle. Doch unter dem Schimmer der Unausweichlichkeit verbirgt sich eine einfache Frage: Fortschritt für wen?
ChatGPT hält Einzug in griechische Klassenzimmer.
Das neue griechische Programm „KI in Schulen“ stellt ChatGPT Edu als Unterrichtswerkzeug vor und verspricht Innovation und Produktivität – testet aber auch die Grenzen der pädagogischen Autonomie.
Der Ausbruch von Trends und ihr Vergessen
Matcha Latte, Labubu-Plüschtiere, Dubai-Schokolade – kleine Obsessionen, die aufflammen und verschwinden, bevor wir überhaupt begreifen, was sie bedeuteten. Unsere Kultur lebt heute von diesem Rhythmus aus flüchtiger Begeisterung und schnellem Vergessen, wo Faszination schneller verfliegt als Erinnerung und Bedeutung sich im Nu auflöst.
Generation Z: Leben, nicht Überproduktion
Die Generation Z hat gelernt, dass Erschöpfung keine Tugend, sondern ein Symptom einer Kultur ist, die Leistung mit Wert verwechselt. Sich für Ruhe zu entscheiden, bedeutet nicht Rückzug – es ist ein politischer Akt, eine Forderung nach einem erfüllten Leben in einer Welt, die ständige Bewegung mit Sinn verwechselt.
„Chat Control“: Ein europäischer „Big Brother“ für die kleinen Brüder
Im Zentrum der europäischen Digitaldebatte steht der Vorschlag zur „Chat-Kontrolle“, der die Grenze zwischen Schutz und Eingriff verwischt. Indem er private Nachrichten im Namen der Sicherheit scannt, riskiert er, Überwachung als Bürgerpflicht zu normalisieren.
Pavol Szalai im Interview: RSFs Kampf für die Pressefreiheit
Die Wahrheit ist zum Schlachtfeld geworden – und der Journalismus zu ihrer letzten Verteidigungslinie. Von Brüssel bis zum Balkan kämpft Reporter ohne Grenzen (RSF) dafür, diese Linie aufrechtzuerhalten. Pavol Szalai gibt uns Einblicke in Europas Kampf um die Pressefreiheit.
Archäopolitik: Der Parthenon, Griechenlands nationale Arena
Im Jahr 2025 entfachten eine von Adidas entwickelte, turnschuhförmige Drohne und ein verbotener Schießversuch von Lanthimos eine Debatte über die Bedeutung des Parthenon. Dieser Essay untersucht, wie kulturelles Erbe zu „Archäopolitik“ wird: einem Kampf um Identität, Macht und Zugehörigkeit.
Die Rückgewinnung unserer digitalen Rechte mit Homo Digitalis
Digitale Rechte sind keine Frage der Technologie – sie sind eine Frage der Demokratie. Wenn Überwachung zur Routine wird, verwandelt sich die Bürgerschaft in eine Datenmenge. In Vox Civica schließen wir uns Homo Digitalis an, um zu fragen: Wie können wir unseren digitalen Raum – und unsere Stimme – im Zeitalter der Algorithmen zurückgewinnen?
Moralische Panik und demokratische Unterdrückung: Ein Gespräch mit Donatella Della Porta
Europa steht an einem Scheideweg: Die Verteidigung der Demokratie bedeutet zunehmend deren Einschränkung. In dieser Folge erläutert Professorin Donatella della Porta, wie moralische Panik, Erinnerungspolitik und die Instrumentalisierung des Antisemitismus die Grenzen des Dissens neu definieren – und fragt, was von der demokratischen Debatte übrig bleibt, wenn Kritik selbst zum Verbrechen wird.
Generation in Bewegung: Érica Moreira über Jugend, Demokratie und kollektiven Kampf
In dieser Folge von Vox Civica denkt die Aktivistin und Finalistin des Kofi Annan NextGen Democracy Prize, Érica Moreira, darüber nach, was es bedeutet, die Demokratie in einer Zeit der Polarisierung und des Wiederauflebens der extremen Rechten zu verteidigen – von von Jugendlichen angeführten Protesten und digitalen Kampagnen bis hin zu Basisbewegungen, die die europäische Bürgerlandschaft neu gestalten.
Verteidigung von Journalisten mit der OSZE: Ein Gespräch mit Cecilia Vera Lagomarsino
In dieser Folge von Vox Civica untersucht Cecilia Vera Lagomarsino vom OSZE-RFoM, was Schutz für Journalisten heute bedeutet – von Protestbeobachtung und Frühwarnsystemen bis hin zu Feldmissionen und anderen Initiativen zur Verteidigung der Medienfreiheit.
Dänemark und die Ontologie des Urheberrechts an Körpern
Dänemarks Vorschlag, Bürgern das Urheberrecht an ihren eigenen Merkmalen zu gewähren, stellt die digitale Identität als eine Frage der demokratischen Sicherheit dar – ein realweltliches Echo der Warnung von Black Mirror, dass uns unser Bild und unsere Stimme genommen werden können.
Vom Schlagwort zur Blaupause: Jugendpower bei der OSZE mit Assel Murat
In dieser Folge von Vox Civica erklärt Assel Murat, wie die OSZE versucht, über Symbolpolitik hinauszugehen und junge Menschen zu echten Akteuren in Politik, Friedenskonsolidierung und Entscheidungsprozessen zu machen.
Heterotopien des digitalen Nomadismus
Das kulturelle Problem mit digitalen Nomaden besteht darin, dass sie nicht das multikulturelle Zusammenleben fördern, sondern das Lokale durch eine postliberale, produktivitätsorientierte internationale Kultur ersetzen. Die lokale Gemeinschaft ist nicht mehr in der Lage – oder wird nicht mehr benötigt –, sich damit auseinanderzusetzen, und wird von einem aktiven Subjekt zu einer funktionalen Kulisse degradiert.
Was ist der Europäische Akt zur Medienfreiheit?
Der Europäische Akt zur Medienfreiheit, der seit dem 8. August 2025 in Kraft ist, ist die erste verbindliche Verordnung der EU zum Schutz der Unabhängigkeit und Pluralität der Medien. Er garantiert den Zugang zu unabhängigen Inhalten, schützt journalistische Quellen, erhöht die Transparenz der Eigentumsverhältnisse, schränkt die Überwachung ein und stärkt die Handlungsfähigkeit der EU gegen Medienkonzentration.
Die Asylnovelle und der institutionelle Rückschritt in Griechenland
Die griechische Asyländerung vom Juli 2025 setzt Schutzrechte für Ankömmlinge aus Libyen aus und löst damit heftige institutionelle und rechtliche Gegenreaktionen aus.
Die europäische Konfrontation mit Palästina
In late July, Europe showed rare signs of breaking from the inertia that has long defined its stance on the Palestinian question. The recognition of a Palestinian state by G7 leaders, the first pressures on Israel, mark a rare window for political realignment. Whether this turn becomes a coherent strategy or fades into symbolism remains to be seen.
Tschechien verbietet den Kommunismus: Eine Politik der Erinnerung am Werk
Mit einer Unterschrift verbot der tschechische Präsident Petr Pavel den Kommunismus und setzte ihn mit Nazi-Propaganda gleich. Als Gerechtigkeit getarnt, verwandelt das Verbot die Erinnerung in ein Schlachtfeld und bekräftigt die Logik des Kalten Krieges, die die Demokratie zu einem Kampf der Extreme verengt.
Die Meeresparks der Ägäis oder die Kartographie der Souveränität
Meeresparks erweisen sich als geopolitische Instrumente, wobei Griechenland und die Türkei ihre Gebietsansprüche in die Sprache des Umweltschutzes hüllen und den Naturschutz in Kartografie verwandeln.
Die Rationalität des rechtsextremen Irrationalismus: Wie die AfD die extreme Rechte neu erfindet
Die rechtsextreme AfD in Deutschland erlebt derzeit einen strategischen Wandel – nicht durch einen Verzicht auf ihre Ideologie, sondern durch eine Neuverpackung in parlamentarischer Höflichkeit. Inspiriert von der Polarisierung Trumps, interpretiert sie den Kampf als einen zwischen einem „vernünftigen“ Konservatismus und einer radikalen linken Elite. Hinter der Fassade verbirgt sich eine tiefere Bedrohung: die Erosion des demokratischen Nachkriegskonsenses.
Ein Mittelmeer in Flammen, eine Politik des Schweigens
Das Mittelmeer brennt – schon wieder. Von Griechenland über die Türkei bis nach Syrien verändern Waldbrände Landschaften und Leben. Angesichts der zunehmenden Klimaextreme reagieren politische Systeme weiterhin reaktiv, fragmentiert und gefährlich unvorbereitet.
Overtourism als Phänomen oder was es bedeutet, in einer Glasvitrine zu leben
Während der Massentourismus den Mittelmeerraum verändert, wehren sich die Einheimischen gegen steigende Mieten, den Verlust der Gemeinschaft und die Verwandlung von Städten in Freizeitparks. Dieser Beitrag untersucht die Auswirkungen des Overtourism und fordert ein neues Gleichgewicht zwischen Besuchen und Zugehörigkeit.
Liebe ohne Erlaubnis: Budapest Pride und der Kampf um Sichtbarkeit
Ungarns neue Verfassungsänderung, die öffentliche Veranstaltungen für LGBTQ+-Personen verbietet, signalisiert einen tieferen autoritären Wandel. Da Pride ins Visier gerät, stehen Demonstranten, Aktivisten und EU-Institutionen vor einer kritischen Bewährungsprobe ihrer demokratischen Widerstandsfähigkeit.
Seneca im Fitnessstudio: Stoizismus und toxische Männlichkeit
Der heutige Stoizismus findet nicht auf der Agora statt, sondern im Fitnessstudio. Neu verpackt durch TikTok-Videos und „Alpha“-Podcasts wurde die antike Philosophie ihrer Ethik beraubt und in einen Lifestyle emotionaler Unterdrückung und individueller Überlegenheit verwandelt. Disziplin ersetzt Mitgefühl, Schweigen ersetzt Bürgerpflicht. Es geht nicht um innere Tugend, sondern darum, Stärke zu verkaufen. Doch Seneca trainierte nicht für Dominanz. Er trainierte für Gerechtigkeit.
Vom Risiko zur Resilienz: Ein internationales Treffen des ICSJ zur Sicherheit von Journalisten in Thessaloniki
Die vom ICSJ organisierte Konferenz „Vom Risiko zur Resilienz“ in Thessaloniki brachte internationale Experten zusammen, um Bedrohungen für die Sicherheit von Journalisten zu bekämpfen. Mit Beiträgen von UNESCO, OSZE und regionalen Führungspersönlichkeiten unterstrich die Veranstaltung die Notwendigkeit institutioneller Rechenschaftspflicht und traumainformierter Unterstützung.
Gamifizierung des Nationalismus: Die AfD und die Politik der emotionalen Zugehörigkeit
Willkommen im TikTok-Nationalismus: Ein makelloses Gesicht, ein Beat-Drop und die Überschrift „Deutschland den Deutschen“. Alice Weidels Rede, remixt mit Synthwave, KI-Avataren und schattenhaften Migranten-Clips. Die Politik hat das Parlament verlassen und sich dem endlosen Scrollen zugewandt, wo Propaganda Lipgloss und Vibes trägt. Die AfD macht keinen Wahlkampf – sie performt. Ultranationalismus wird ästhetisch, Identität über Ideologie. Wie Marcus Bösch es nennt: Slopaganda – niedrig aufgelöst, emotional, viral gemacht. In diesem spielerischen Nationalismus ist Glaube optional. Einfach teilen.
Italien an der Wahlurne: Das stille Referendum von 2025
Im Schatten des Schweigens hielt Italien ein Referendum ab, das die Frage aufwarf, wer als Bürger gilt und wie weit die Macht der Arbeitgeber reichen kann. Da sich die Regierung von Giorgia Meloni für institutionelle Abkopplung und öffentliche Gleichgültigkeit entschied, sank die Wahlbeteiligung drastisch und machte eine der bedeutendsten demokratischen Konsultationen der jüngeren Geschichte unsichtbar.