Großbritannien und die Europäische Union stehen seit dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 kurz davor, sich so nah zu kommen wie in den vergangenen neun Jahren nicht mehr. Heute Morgen einigten sich die Botschafter des AStV, die die verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten vertreten, auf die Texte, die auf dem für heute in London angesetzten Gipfeltreffen mit dem Vereinigten Königreich finalisiert werden sollen. Es wird erwartet, dass es zu einem „Neustart“ der Beziehungen kommt.

Die Abkommen sollen die Beziehungen zwischen Großbritannien und den europäischen Ländern in verschiedenen Bereichen stärken: von den Rüstungsausgaben bis zur Nutzung der Gewässer für die Fischerei, von Arzneimitteln bis zum Energiehandel. Auch die Mobilität der Bürger, insbesondere junger Menschen und Studenten, soll thematisiert werden, wobei es hierzu bislang mehr gute Absichten als konkrete Details gibt.

Was steht in der Vereinbarung und woran wird weiter gearbeitet?

Ein Thema auf dem Tisch ist sicherlich die Sicherheit, für die ein separates Dokument erforderlich wäre. Verteidigung und Militärausgaben sind zwei strategische Bereiche für die Zusammenarbeit: Großbritannien könnte Zugang zu europäischen Datenbanken erhalten und sich an Vereinbarungen der EU zum Waffenkauf mit anderen Ländern beteiligen. Auch die Beteiligung britischer Unternehmen an europäischen Rüstungsfonds wäre denkbar, sofern auch europäische Unternehmen davon profitieren.

Apropos Fischerei und Energie: In beiden Bereichen gibt es befristete Abkommen, die nächstes Jahr auslaufen. Der europäische Vorschlag für die Fischerei sieht vor, die derzeitige Situation, in der Großbritannien und die EU freien Zugang zu den Hoheitsgewässern des jeweils anderen Landes für die Fischerei haben, bis 2038 beizubehalten. Im Gegenzug sollen die europäischen Zollkontrollen für britische Unternehmen, die Fleisch, tierische Produkte und Düngemittel importieren, gelockert werden. Im Energiebereich wird eine stärkere Koordinierung beim Kauf und der Verteilung von Strom, insbesondere von Elektrizität, geprüft.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Themen – darunter auch solche, die für die europäischen Bürger von unmittelbarem Interesse sind, wie etwa die Möglichkeit, frei von und nach Großbritannien zu reisen –, die noch nicht definiert sind, an denen aber gearbeitet wird. Ein erster Ansatzpunkt wäre , jungen Menschen unter 30 Jahren Mobilität für Studium und Beruf zu ermöglichen, allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum.

Wie bereits erwähnt, liegen die Details jedoch noch nicht vor. Ziel ist es derzeit vor allem, eine Liste mit Themen zu erstellen, die Europäer und Briten tatsächlich diskutieren und die aktuelle Situation ändern wollen. Neben Reisen für junge Menschen und Studenten würde dies auch Regelungen für Berufstätige, die Gesundheitsversorgung und die Umweltverschmutzung umfassen.

Warum das Abkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU wichtig ist

Nach dem heutigen Gipfel soll eine Reihe regelmäßiger Treffen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union beginnen. Die erzielten Vereinbarungen sollen, so durchsickerten europäische Quellen, einen „Neustart“ der Beziehungen darstellen. Von einer Rückkehr in die EU ist dabei nicht die Rede, sondern von engeren Beziehungen mit größeren gegenseitigen Zugeständnissen.

Das heutige Treffen in London soll daher die getroffenen Vereinbarungen bestätigen. Anwesend sein werden der britische Premierminister Keir Starmer und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, ebenso wie EU-Ratspräsident Antonio Costa und die Hohe Vertreterin der EU für Außenpolitik Kaja Kallas. Wie immer wurde jedoch der Großteil der diplomatischen Arbeit und der letzten Handgriffe von den Botschaftern erledigt. Daher ist die heute Morgen erzielte Einigung ein wichtiger Schritt nach vorn.

In Großbritannien verzeichnete Reform UK, die rechtspopulistische Partei von Nigel Farage, in Umfragen zuletzt einen Popularitätsschub. Farage wirft der Regierung vor, in der Einwanderungs- und Brexit-Politik nicht konsequent genug vorzugehen. Es bleibt abzuwarten, ob Premierminister Starmer seine Position zur Annäherung an die EU beibehalten wird, wie es ein Großteil der Wählerschaft fordert.

Geschrieben von

Gestalten Sie das Gespräch

Haben Sie etwas zu dieser Geschichte beizutragen? Haben Sie Ideen für Interviews oder Blickwinkel, die wir untersuchen sollten? Lassen Sie uns wissen, ob Sie eine Fortsetzung oder einen Kontrapunkt schreiben oder eine ähnliche Geschichte erzählen möchten.