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Sevilla sendet ein Signal: Es ist Zeit, die globale Entwicklung neu zu überdenken
Die vierte Internationale Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung (FfD4), die vom 30. Juni bis 1. Juli in Sevilla stattfand, war ein seltener und aktueller Moment. Zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt kamen wichtige globale Akteure zusammen, um die Architektur der Entwicklungsfinanzierung einer kritischen Prüfung zu unterziehen.
Angesichts der immer größer werdenden Kluft zwischen den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und den tatsächlichen Fortschritten ist klar, dass wir mehr als nur gute Absichten brauchen. Wir brauchen mutige Ideen und praktische Lösungen, die erhebliche Ressourcen mobilisieren.
Der EU-Kommissar für internationale Partnerschaften, Jozef Síkela, vertrat die EU auf der Konferenz. Seine Botschaft? Soziale und wirtschaftliche Entwicklung ist kein Luxus – sie ist eine Notwendigkeit für Stabilität in der heutigen volatilen, transaktionalen Welt.
„Die Welt braucht mehr Entwicklung, nicht weniger“, sagte er. Für Síkela war Sevilla eine einmalige Gelegenheit, die Finanzierung der Zukunft des Globalen Südens zu überdenken.
Europa: nicht nur Geber, sondern globaler Partner
Die EU und ihre Mitgliedstaaten sind nach wie vor die weltweit größten Geber öffentlicher Entwicklungshilfe (ODA) und stellen rund 42 Prozent der gesamten globalen ODA bereit. Doch Volumen allein reicht nicht mehr aus.
Aus diesem Grund verlagert die EU ihren Schwerpunkt von der bloßen Quantität auf die Qualität der Entwicklungsfinanzierung. Dabei stehen intelligentere Instrumente und eine stärkere lokale Investitionskapazität im Mittelpunkt ihrer Strategie.
Im Mittelpunkt dieser Vision steht das Global Gateway , eine europäische Initiative, die in den Partnerländern in Infrastruktur, Energieversorgung, digitale Konnektivität und Bildung investiert. Sie bündelt öffentliche und private Gelder, reduziert das Risiko der Investoren durch Garantien und ermöglicht die Erschließung von Kapital in einem Umfang, der mit herkömmlichen Hilfsmaßnahmen schlicht nicht erreicht werden kann.
Millionen engagiert, mit realistischen Zielen
In Sevilla stellte Kommissar Síkela neue, von der EU geförderte Initiativen vor, die über den Europäischen Fonds für nachhaltige Entwicklung Plus (EFSD+) finanziert werden , ein wichtiges Finanzierungsinstrument im Rahmen des Global Gateway.
Darunter ist eine Garantie in Höhe von 75 Millionen Euro für das SOL-Programm in Partnerschaft mit COFIDES und AECID. Dessen Ziel? Die Unterstützung von netzunabhängiger Elektrifizierung und Mini-Grid-Systemen in schwer erreichbaren Regionen Afrikas südlich der Sahara, Lateinamerikas und der Karibik.
Die Auswirkungen gehen über den bloßen Zugang zu Energie hinaus. Diese Investitionen sollen die lokale Wirtschaft ankurbeln und die Gemeinschaften stärken.
Eine noch größere Initiative wird von der EDFI Management Company und dem Currency Exchange Fund (TCX) geleitet. Die EU wird eine Garantie in Höhe von 150 Millionen Euro bereitstellen, um den Schutz vor Währungsrisiken in Schwellenländern zu verbessern. Angesichts volatiler Wechselkurse und Inflation, die viele Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen betreffen, könnte dieser Mechanismus dazu beitragen, die Finanzierung von Projekten im Wert von bis zu zwei Milliarden Euro zu sichern.
Lokal investieren mit globaler Denkweise
In Sevilla ging es nicht nur um große Zahlen. Es ging auch um Veränderungen an der Basis. Eine Vereinbarung über 20 Millionen Euro zwischen der Banque El Amana und der Europäischen Investitionsbank (EIB) soll KMU in Mauretanien unterstützen, wobei der Schwerpunkt auf nachhaltiger Fischerei und der blauen Wirtschaft liegt.
Entscheidend ist, dass diese Finanzierung auch auf weibliche und junge Unternehmer abzielt und Gruppen Chancen bietet, die im traditionellen Finanzwesen oft außen vor bleiben.
Eine weitere genehmigte Initiative namens „Resilient Remit“ ist ein mit 4 Millionen Euro dotiertes Programm desInternationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) . Ziel ist es, die positiven Auswirkungen von Überweisungen – der größten externen Finanzierungsquelle für viele Entwicklungsländer – zu verstärken.
Durch dieses Programm erhalten ländliche Gemeinden Zugang zu Krediten, Sparmöglichkeiten, Versicherungen und Finanzdienstleistungen, die ihre Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel und andere Krisen stärken.
Digitale Zukunft, Geschlechtergleichstellung: ganz oben auf der Agenda
Im digitalen Bereich präsentierte Síkela – gemeinsam mit Finnland und Nokia – neue Global Gateway-Investitionen in die Telekommunikationsinfrastruktur, von Glasfaser über Satelliten bis hin zu Rechenzentren. Diese Projekte gehen Hand in Hand mit Schulungsprogrammen und der Unterstützung der digitalen Governance. Ziel ist es, die technologische Souveränität der Partnerländer zu stärken und ihnen den vollständigen Einstieg in die globale digitale Wirtschaft zu erleichtern.
Bei den Nebenveranstaltungen des FfD4 wurde auch die Partnerschaft zwischen Afrika und Europa im Bereich nachhaltige Finanzen hervorgehoben sowie die dringende Notwendigkeit, die Bemühungen um die Gleichstellung der Geschlechter bis 2030 zu beschleunigen.
Die Stärkung der Rolle der Frau war kein Nebenthema – sie wurde als zentrale Säule für nachhaltiges Wachstum und menschliches Potenzial betrachtet.
Ein neues Kapitel in der globalen Partnerschaft
Noch bevor die offiziellen FfD4-Sitzungen begannen, nahm Kommissar Síkela an einer hochrangigen Überprüfung der Investitionsagenda des EU-LAC Global Gateway teil und bereitete damit den Boden für den bevorstehenden EU-CELAC- Gipfel in Kolumbien.
Der Ansatz der EU signalisiert eine Verlagerung hin zu einem stärker kollaborativen Modell – nicht nur das Ausstellen von Schecks, sondern die Mitwirkung als gleichberechtigter Partner bei der Gestaltung einer ausgewogeneren und widerstandsfähigeren Weltwirtschaft.