In ihrem jüngsten Europäischen Innovationsanzeiger 2025 lobte die Europäische Kommission die Fortschritte der Mitgliedstaaten in den Bereichen Forschung, Digitalisierung und Einführung neuer Technologien. Trotz dieses Aufwärtstrends weisen die Daten auch auf beunruhigende Signale hin: ungleichmäßiges regionales Wachstum, ein leichter Rückgang der Gesamtleistung im vergangenen Jahr und große Unterschiede zwischen den nördlichen und südlichen Ländern.

Dies wirft eine kritische Frage auf: Reichen die aktuellen Innovationspolitiken der EU – wie etwa Leistungsanzeigetafeln und Gemeinschaftsinitiativen – aus, um gleiche Wettbewerbsbedingungen im gesamten Binnenmarkt zu schaffen?

Starke Führungspersönlichkeiten, aber keine vollständige Konvergenz

Die Innovationswerte der EU stiegen im Vergleich zu 2018 um 12,6 Prozentpunkte. Besonders deutliche Verbesserungen verzeichneten Schweden (+12,9), Irland (+13,3) und Estland (+30). Selbst kleinere Länder wie Malta und Luxemburg legten um 7,6 bzw. 5 Punkte zu.

Trotz allgemeiner Verbesserungen seit 2018 liegen Ländergruppen, insbesondere in Mittel- und Südeuropa, weiterhin unter der Innovationsgrenze. Kroatiens Aufstieg um 19,4 Punkte in die Gruppe der „moderaten Innovatoren“ ist vielversprechend – die meisten südlichen Regionen liegen jedoch weiterhin unter dem EU-Durchschnitt. Konnte die Kohäsionspolitik die Entwicklungslücke tatsächlich schließen?

Langsamere Verringerung der Unterschiede – reicht das aus?

Der Regionale Innovationsanzeiger (RIS) zeigt, dass sich 233 von 241 EU-Regionen zwischen 2018 und 2025 verbessert haben, im Durchschnitt um fast 12 Punkte. 82 Regionen verzeichneten in den letzten zwei Jahren jedoch Rückgänge. Regionen wie Katalonien, Madrid oder Prag schneiden zwar besser ab als viele Randgebiete – das allgemeine Muster bleibt jedoch bestehen: Nord- und Westeuropa liegen vorne, während andere zu langsam wachsen, um echte Konvergenz zu erreichen.

Wachstum verlangsamt sich: Einbruch 2025 und strukturelle Risiken

Erstmals zeigen die Ergebnisse für 2025 einen leichten Rückgang – 0,4 Punkte weniger als 2024. Es ist zwar ein kleiner Rückgang, aber möglicherweise ein Warnsignal angesichts des globalen Drucks aus den USA und China. Der Wettbewerbskompass der Kommission betont, dass die Beibehaltung des Status quo nicht ausreicht – schnelle Reformen, eine Vereinfachung der Regulierung und Investitionen in die Infrastruktur sind unerlässlich.

Weitere Sorgen bereiten der Rückgang der Zusammenarbeit zwischen KMU, die Kürzung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung in einigen Ländern und die unklaren Auswirkungen der digitalen Transformation. Stéphane Séjourné, Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission, betonte, dass Strategien allein nicht ausreichen würden – dringend seien echte Partnerschaften zwischen Start-ups und großen Unternehmen sowie eine stärkere digitale Infrastruktur erforderlich.

Ideen skalieren: Politik ohne wirkliche Wirkung?

Aktuelle Innovationsinstrumente – von der Startup- und Scaleup-Strategie bis hin zur Kampagne „Choose Europe for Science“ – basieren auf der Prämisse, dass die Unterstützung von Mikroinnovatoren und Technologieclustern von entscheidender Bedeutung ist. Die EIS- und RIS-Anzeigetafeln dienen als „Systemspiegel“, um politische Entscheidungsträger auf der Grundlage realer Daten zu orientieren.

Das Problem: Es gibt keine verbindlichen Durchsetzungsmechanismen, um Veränderungen voranzutreiben. Das kommende Innovationsgesetz könnte die Rolle der Kommission erweitern, aber es ist unklar, ob es entschlossenes Handeln in rückständigen Regionen ermöglichen wird.

Aktion oder Diagnose? Zeit für systemische Antworten

Die EU-Staats- und Regierungschefs beschönigen die Herausforderungen nicht. EU-Kommissarin Ekaterina Zacharieva warnte, dass die anhaltenden regionalen Unterschiede die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Union gefährden. Der vorgeschlagene neue Mehrjahreshaushalt und die Innovationsprogramme könnten Abhilfe schaffen – allerdings nur, wenn sie echte Reformen der Lieferketten, des Binnenmarkts und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit – insbesondere in weniger entwickelten Gebieten – mit sich bringen.

Innovation ist heute kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für das Überleben im globalen Wettbewerb um Kapital, Talent und Technologie.

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