Stellen Sie sich vor, Sie steigen in einen Stadtbus – und weit und breit ist kein Fahrer zu sehen. Genau das passiert derzeit in zwei Städten nahe Frankfurt, wo Deutschlands erster autonomer Shuttle-Service im regulären Verkehr eingesetzt wird. Es ist ein wichtiger technologischer Meilenstein, aber auch ein soziales Experiment, das die Art und Weise, wie sich Menschen – insbesondere in kleineren Städten – fortbewegen, verändern könnte.

Willkommen in der Zukunft der Mobilität. Willkommen beim Projekt KIRA .

Autonome Busse erobern die Straßen

In den Städten Langen und Egelsbach vor den Toren Frankfurts holen vollautonome Shuttles Fahrgäste auf öffentlichen Straßen ab. Diese Busse verfügen über die Automatisierungsstufe 4, das heißt, sie können völlig selbstständig fahren – ohne menschliches Zutun.

Um mitzumachen, müssen Sie sich lediglich als Tester anmelden und die KIRA-App herunterladen, wo Sie Ihre Fahrt auf Anfrage buchen können.

Ja, derzeit handelt es sich um ein Pilotprogramm mit begrenzten Strecken. Dennoch ist es eine Premiere in Deutschland – das erste Mal überhaupt, dass autonome Fahrzeuge auf diesem Niveau echte Menschen im realen Verkehr transportieren. Ein Technologietraum, der einst wie Science-Fiction wirkte, ist heute Alltag.

Wer steckt dahinter?

Das Projekt KIRA wird von der Deutschen Bahn und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) mit Unterstützung lokaler Busunternehmen durchgeführt: DB Regio Bus Mitte , HEAG mobilo , Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach (kvgOF) und das Technologieunternehmen ioki , das die App und Routenplanungssoftware entwickelt hat.

Die Hightech-Sensoren und Kartensysteme? Die liefert Mobileye, ein israelisches Mobilitätsunternehmen, das im Bereich des autonomen Fahrens führend ist. Finanziert wird das Projekt vom Bundesverkehrsministerium und der Hessischen Landesregierung.

An dem Projekt sind auch akademische Partner wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) beteiligt. Dies zeigt, dass es hier ebenso um Lernen und Innovation wie um Komfort geht.

Diese Busse folgen nicht nur einem Fahrplan – sie folgen Ihnen

Im Gegensatz zu herkömmlichen Bussen, die festen Routen und Fahrplänen folgen, fahren KIRA-Shuttles auf Abruf. Sie buchen eine Fahrt, wann und wo Sie sie brauchen – genau wie bei einer Mitfahrgelegenheit. Diese Flexibilität ist ein entscheidender Vorteil für ländliche und vorstädtische Gebiete, in denen der öffentliche Nahverkehr oft unzuverlässig oder gar nicht vorhanden ist.

Der RMV betreibt bereits zehn ländliche Gebiete, in denen Kleinbusse mit Fahrer auf Abruf zur Verfügung stehen. Doch KIRA geht noch einen Schritt weiter: Es wird kein Fahrer benötigt und der Service ist auch außerhalb der Stoßzeiten verfügbar.

Wie Professor Knut Ringat, Direktor des RMV, erklärt, könnten autonome Minibusse eine Lösung für ländliche Gemeinden sein, in denen Busse heute vielleicht nur wenige Male am Tag fahren. Mit selbstfahrenden Shuttles, die rund um die Uhr im Einsatz sind, könnte der öffentliche Nahverkehr zu einer echten Alternative zum eigenen Auto werden.

Evelyn Palla, Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn, fügt hinzu, dass diese Technologien den Transport dort zugänglicher und kostengünstiger machen könnten, wo er am dringendsten benötigt wird – an Orten fernab der Großstädte.

Mehr als nur Technologie – es geht darum, Denkweisen zu ändern

Bundesverkehrsminister Patrick Schneider sieht im autonomen Fahren einen Schlüssel zu einem umweltfreundlicheren und barrierefreieren Verkehrssystem. Für ihn ist KIRA nicht nur ein Test der Hardware – es zeigt den Menschen, dass diese Art von Innovation real ist und das Leben verbessern kann.

Hessens Verkehrsminister Kaweh Mansoori bezeichnet das Projekt als ein Instrument zur sozialen Inklusion. Es zeige, dass neue Mobilitätslösungen Orte erreichen können, die für herkömmliche Busse unerreichbar seien, und allen Menschen, unabhängig von ihrem Wohnort, Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglichen.

Und für Johann Jungwirth, Vizepräsident für autonome Mobilität bei Mobileye, ist KIRA ein Beispiel dafür, was möglich ist, wenn Spitzentechnologie auf reale Bedürfnisse trifft. Autonome Fahrzeuge, sagt er, seien nicht nur praktisch, sondern ermöglichten auch sicherere und nachhaltigere Fortbewegungsmöglichkeiten.

Nur der Anfang

Der KIRA-Pilotbetrieb läuft in Langen und Egelsbach mindestens bis Ende 2025. Es gibt bereits Pläne, den Service noch in diesem Jahr auf Teile von Darmstadt auszuweiten. Unter www.kira-autonom.de kann sich jeder noch als Tester anmelden , die Plätze sind jedoch begrenzt.

Das langfristige Ziel: Fahrerlose Shuttles zu einem festen Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs in Deutschland zu machen, insbesondere in Gebieten, in denen der reguläre Busverkehr nicht mehr funktioniert.

Doch bei KIRA geht es nicht nur darum, coole Technik zu präsentieren. Es geht darum, Mobilität völlig neu zu denken – von starren Fahrplänen und festen Routen hin zu einem intelligenten, personalisierten Service, der sich Ihrem Leben anpasst.

Und vielleicht am wichtigsten: Es ist ein Vertrauenstest. Sind wir bereit, Algorithmen das Steuer zu überlassen?

Im deutschen Bundesland Hessen hat diese Zukunft bereits begonnen.

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