Stärkere internationale Koordination gegen Menschenhandel

Die EU betrachtet Menschenhandel als grenzüberschreitendes Verbrechen, das sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer Grenzen umfassende Maßnahmen erfordert. Die Zusammenarbeit mit Drittländern, die Unterstützung der Opfer, die Bekämpfung digitaler Bedrohungen und die Synchronisierung der Strafverfolgung sind wichtige Säulen dieser wachsenden Strategie.

Die im Juli 2024 überarbeitete EU-Strategie zur Bekämpfung des Menschenhandels 2021–2025 führte strengere Strafen, leistungsfähigere Ermittlungsinstrumente und erweiterte Opferunterstützungsmechanismen ein. Diese Reformen werden vom EU-Koordinator für die Bekämpfung des Menschenhandels (ATC) koordiniert , der die Abstimmung nationaler, regionaler und internationaler Bemühungen gewährleistet.

Unterschiedliche nationale Ansätze, gemeinsame Ziele

Eine Untersuchung des Europäischen Migrationsnetzwerks (EMN) in 25 Ländern zeigt, dass Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels oft in umfassendere Strategien zu Migration, Asyl oder organisierter Kriminalität eingebettet sind und nicht als eigenständige Programme laufen. Viele nationale Initiativen konzentrieren sich auf Hochrisikoregionen, bestimmte Drittländer oder bestimmte Migrantengruppen.

Die meisten EU-Länder arbeiten mit internationalen Organisationen wie der Internationalen Organisation für Migration und Nichtregierungsorganisationen zusammen und werden dabei sowohl aus nationalen als auch aus EU-Mitteln unterstützt. Ziel ist es, Programme zur Sensibilisierung, Opferhilfe und Prävention anzubieten.

Opferhilfe und Prävention: Mehr als nur Bewusstsein

Dreizehn EMN-Länder wiesen auf wirksame Präventionskampagnen hin, die häufig in Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern potenzieller Opfer durchgeführt wurden. Weitere wichtige Maßnahmen sind die Betreuung und Schulung von Polizisten, die Einrichtung spezieller Ermittlungseinheiten, Opferhilfsnetzwerke und die Entsendung von Verbindungsbeamten in Partnerländer.

Operative Zusammenarbeit: EMPACT, Europol, Frontex

Die operativen EU-Agenturen – Europol , Frontex und Eurojust – spielen eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung des Menschenhandels. Elf EMN-Länder berichteten, sich aktiv an von diesen Agenturen koordinierten Initiativen zu beteiligen. Strategische Operationen werden durch EMPACT , die europäische multidisziplinäre Plattform gegen kriminelle Bedrohungen, unterstützt.

Die Europäische Kommission finanziert außerdem Entwicklungsprojekte in Drittländern, die sich mit Justizfragen, digitalen Risiken und mit Menschenhandel verbundenen Finanzströmen befassen. Im November 2023 schlug die Kommission neue Rechtsvorschriften zur Bekämpfung der Beihilfe zur illegalen Einreise und zur Verbesserung der EU-weiten Polizeikoordination vor. Beides wird noch verhandelt.

Geografischer Fokus und internationale Partnerschaften

Neun EMN-Länder (plus Serbien und Georgien) unterhalten formelle Partnerschaften mit Drittstaaten, während andere auf Ad-hoc-Kooperationen setzen. Zu den wichtigsten Förderregionen zählen die Sahelzone, das Horn von Afrika, Nordafrika, Osteuropa und der Westbalkan – Gebiete, die als Schmuggelrouten oder abgelegene Herkunftsgebiete bekannt sind.

Die EU fungiert als Vermittlerin und fördert durch ihre Nachbarschafts-, Entwicklungs- und Sicherheitspolitik den Dialog, institutionelle Reformen und lokale Programme zur Bekämpfung des Menschenhandels.

Hindernisse und neue Bedrohungen

Trotz verstärkten Engagements berichten die EMN-Länder von anhaltenden Herausforderungen: uneinheitliche Strafverfolgung, unzureichende Identifizierung der Opfer, eingeschränkte internationale Kooperationsmechanismen und geringes Vertrauen zwischen den Partnern. Die COVID-19-Pandemie hat den Menschenhandel über digitale Kanäle beschleunigt, was seine Aufdeckung und Bekämpfung erschwert.

Interkulturelle und systemische Unterschiede erschweren gemeinsame Untersuchungen und den Austausch von Beweismitteln. Viele Befragte betonten die Notwendigkeit, Vertrauen und Transparenz in den internationalen Kooperationsrahmen zu schaffen.

Blick nach vorn: Eine neue strategische Generation

Als Reaktion auf die sich entwickelnden Bedrohungen aktualisieren oder entwerfen mehrere EMN-Länder neue Strategiepläne – diesmal mit einer internationalen Dimension von Anfang an. Zu den Prioritäten gehören die Vertiefung von Finanzermittlungen, die Verbesserung digitaler Überwachungsmöglichkeiten und die Stärkung langfristiger Partnerschaften mit Herkunfts- und Transitländern.

Der sich wandelnde Charakter des Menschenhandels erfordert anpassungsfähige Reaktionen – nicht nur in Bezug auf die Technologie, sondern auch auf die institutionellen Kapazitäten und die Gestaltung politischer Maßnahmen.

Dieser Ansatz zeigt, dass Europa nicht nur seine interne Reaktion auf ein schweres Menschenrechtsverbrechen verstärkt, sondern sich auch als proaktiver globaler Akteur im Kampf gegen den Menschenhandel positioniert, wobei es ein echtes Augenmerk auf langfristige Zusammenarbeit und Prävention legt.

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