Der Kampf beginnt: Apple unter Druck

Apple steht erneut im Fadenkreuz der EU. Nur wenige Tage vor Ablauf der Frist zur Stellungnahme zu den EU-Vorwürfen bezüglich seiner App-Store- Praktiken kündigte der Tech-Gigant mehrere Richtlinienänderungen an. Doch obwohl Apple einige Regeln anpassen mag, gibt das Unternehmen im größeren Streit – dem darum, wer in der digitalen Welt die Regeln bestimmt – nicht nach.

Bereits im März hatte die Europäische Kommission Apple wegen Wettbewerbsbeschränkung im App Store mit einer Geldstrafe von 500 Millionen Euro belegt. Nun bereitet sich Apple darauf vor, vor Ablauf der Frist am 7. Juli gegen die Entscheidung Berufung einzulegen – ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen nicht bereit ist, stillschweigend nachzugeben.

Eine halbe Milliarde Euro Strafe? Hier ist der Grund

Die Kommission erklärte, Apples App Store verstoße gegen den DMA – den neuen Digital Markets Act der EU –, indem er App-Entwickler daran hindere, den Nutzern günstigere Zahlungsoptionen außerhalb des Apple-Ökosystems zu nennen oder Downloads aus alternativen Quellen zuzulassen.

Nach Ansicht der EU erschwerten diese „Anti-Lenkungs“-Regeln den Nutzern die Entscheidungsfindung in informierter Weise und behinderten den Wettbewerb auf unfaire Weise.

Apple hatte 60 Tage Zeit, dem Urteil nachzukommen. Andernfalls drohten tägliche Geldstrafen von bis zu 50 Millionen Euro. Als Reaktion darauf kündigte Apple zwei wichtige Änderungen an. Das Unternehmen machte jedoch deutlich: Es ist mit dem Urteil der EU nicht einverstanden und will es gerichtlich bekämpfen.

Was ändert sich für Entwickler?

  1. Mehr Freiheit im Gespräch mit den Nutzern (ab sofort):
    Entwickler können Nutzer nun über alternative Zahlungsmethoden informieren – einschließlich Links zu ihren eigenen Websites oder Sonderaktionen. Das ist eine große Sache für Apps, die Abonnements anbieten, wie etwa Musik- oder Videoplattformen, denen es bisher untersagt war, externe Optionen zu bewerben.
  2. Keine „Core Tech Fee“ mehr (ab 2026):
    Apple wird die umstrittene Gebühr für kleinere Entwickler abschaffen. Stattdessen soll ein neues Provisionsmodell eingeführt werden. Details dazu hat das Unternehmen allerdings noch nicht bekannt gegeben.

Diese Updates sollen den regulatorischen Druck etwas verringern. Apple hat aber auch eines klargestellt: Sie tun dies zu ihren Bedingungen.

Apple wehrt sich: „Wir sind anderer Meinung“

Apple argumentiert, die Europäische Kommission ändere ihre Erwartungen ständig, was eine vorausschauende Planung erschwere. Dies untergrabe die Rechtssicherheit und die faire Behandlung, so das Unternehmen.

Diese Beschwerde ist nicht neu. Andere Tech-Giganten, die dem DMA unterliegen – darunter Meta und Alphabet (Google) – haben ähnliche Bedenken geäußert. Das Kernproblem? Der DMA gibt der Kommission weitreichende Befugnisse, von Fall zu Fall zu definieren, was als „Compliance“ gilt.

Das bedeutet, dass Technologieunternehmen oft nur raten können, was von ihnen erwartet wird – selbst nachdem die Regeln bereits veröffentlicht wurden.

Wie geht es weiter? Die EU will Feedback

Laut Kommissionssprecher Thomas Regnier überprüft die EU derzeit die neuen Geschäftsbedingungen von Apple. Dabei verlässt sie sich jedoch nicht allein auf Apples Wort.

Die Kommission will vor ihrer Entscheidung Feedback von Entwicklern, Nutzergruppen und Wettbewerbern einholen. Das endgültige Urteil wird zeigen, ob Apple wirklich fair gespielt hat – oder ob weitere Bußgelder drohen.

Das Gesamtbild: Europa als digitaler Regelmacher

Dieser Fall ist einer der ersten großen Tests des DMA, eines Gesetzes, das die Macht der Big Tech-Unternehmen einschränken und Fairness auf den digitalen Märkten fördern soll. Es soll kleineren Akteuren eine echte Chance geben und den Nutzern mehr Auswahlmöglichkeiten bieten – insbesondere bei Zahlungen, Downloads und App-Zugriff.

Doch Apple ist nicht nur mit dem Vorgehen der Kommission nicht einverstanden – das Unternehmen stellt die gesamte Logik hinter dem DMA in Frage. Das Unternehmen betrachtet das Gesetz als unfairen Eingriff in private Geschäftsentscheidungen und befürchtet, dass es außerhalb Europas einen Präzedenzfall schaffen könnte.

Kurz gesagt: Apple schützt nicht nur seinen App Store – es kämpft für sein globales Geschäftsmodell.

Was steht auf dem Spiel? Digitale Souveränität, Innovation und Ihre Apps

Ob Apples jüngste Änderungen den EU-Regulierungsbehörden genügen, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch sicher: Das Unternehmen wird vor Gericht ziehen.

Dies macht den App Store zu einem Schlachtfeld um die digitale Souveränität – einem Zusammenprall von Technologiemacht, öffentlichem Interesse und Innovation.

Für Nutzer und Entwickler in der gesamten EU könnte der Ausgang dieses Streits darüber entscheiden, wie Apps funktionieren, wie wir bezahlen und wie viel Kontrolle die großen Technologieunternehmen tatsächlich über die digitale Zukunft Europas haben können.

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