Künstliche Intelligenz verändert die Forschungsarbeit und die Entdeckungen immer weiter. Die Europäische Union arbeitet intensiv daran, einen einzigartigen europäischen Weg für KI in der Wissenschaft zu definieren. Beim zweiten AI4Science-Workshop am 12. Juni 2025 in Sevilla brachte die Europäische Kommission Forscher, Politiker und Innovatoren zusammen, um diese Vision gemeinsam zu entwickeln.

Die von der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) und der Generaldirektion Forschung und Innovation (GD RTD) organisierte Veranstaltung ging über einen bloßen Meinungsaustausch hinaus – sie stellte einen wichtigen Schritt hin zur Entwicklung eines politischen Rahmens dar, der wissenschaftliche Exzellenz mit ethischer Verantwortung verbindet.

Im Anschluss an die kürzlich durchgeführten öffentlichen Online-Konsultationen, bei denen fast 600 Antworten und 166 schriftliche Stellungnahmen aus ganz Europa eingingen, bot der Workshop einen detaillierten, am Menschen ausgerichteten Blick auf die nächsten Schritte. Die Ergebnisse fließen in ein Strategiepapier ein, das die Kommission vor Ende 2025 veröffentlichen wird.

Ein doppeltes Ziel: KI in der Wissenschaft und KI für die Wissenschaft

Im Mittelpunkt dieser Strategie steht die Idee der KI-Wissenschaft , die Lars de Nul von der GD RTD erläutert. Dabei geht es um zwei Dinge: die Nutzung von KI als leistungsstarkes Forschungsinstrument und die Förderung der KI-Entwicklung selbst durch die Wissenschaft.

Das bedeutet, dass Europa nicht nur versucht, in puncto Geschwindigkeit und Umfang mit den USA oder China zu konkurrieren. Vielmehr strebt es danach, eine führende Rolle bei verantwortungsvoller Innovation zu übernehmen – bei der KI im Dienste der Gesellschaft steht, Forscher unterstützt und niemals das öffentliche Vertrauen in die Wissenschaft untergräbt.

Die Teilnehmer des Workshops betonten, dass die wahre Stärke Europas in seiner Fähigkeit liege, ein intelligentes, auf gemeinsamen Werten basierendes KI-Ökosystem zu schaffen, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht – und nicht nur in der Entwicklung der schnellsten Tools.

Lassen Sie sich Ihr Talent nicht entgehen

Eines der heißesten Themen? Menschen. Viele Experten warnten, dass Europa Gefahr läuft, brillante Köpfe an Länder mit attraktiveren akademischen Angeboten zu verlieren – insbesondere an die USA und China. Um diesen Trend umzukehren, braucht Europa:

  • Stärkere Forschungseinrichtungen,
  • Interdisziplinäre Karrierewege,
  • Hochwertige Trainingsprogramme.

Ein weiteres Problem war die Flut an ungeprüften und qualitativ minderwertigen Lehrmaterialien zum Thema KI. Klare Standards und vertrauenswürdige Referenzen sind unerlässlich, um jungen Forschern zu helfen, verlässliches Wissen zu finden und Fehlinformationen zu vermeiden.

Dateninfrastruktur: Hindernis oder Startrampe?

„Keine KI ohne Daten.“ Dieser Satz wurde während des gesamten Workshops in Sevilla wiederholt. Die Teilnehmer sprachen sich nachdrücklich für eine stärkere Finanzierung von Datensätzen aus, die speziell für wissenschaftliche Zwecke erstellt wurden. Sie forderten außerdem bessere Metadatenstandards, Systemkompatibilität und Tools zur Rückverfolgung der Datenherkunft.

Doch die Integration all dieser Daten in bestehende Infrastrukturen – wie Europas „KI-Fabriken“ oder die EuroHPC-Plattform – ist nicht einfach. Technische Hürden und fragmentierte Systeme führen dazu, dass Europa seine wissenschaftlichen Ressourcen noch immer nicht optimal nutzt.

Die Lösung? Mehr Koordination und ein System, in dem Rechenleistung und hochwertige Daten offener und effizienter geteilt werden.

Vertrauen, Ethik und das Risiko einer „schlechten KI“

Immer wieder kamen Fragen der Ethik und des Vertrauens auf. Experten warnten, dass KI-Tools – insbesondere generative – ohne wirksame Schutzmaßnahmen die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft schädigen könnten. Zu den Risiken zählen gefälschte Inhalte, Plagiate und der Missbrauch von Forschungsergebnissen.

Klare EU-weite ethische Richtlinien sind unerlässlich – nicht nur als nette Erklärungen, sondern als reale Regeln, die in der alltäglichen Forschung angewendet werden. Transparenz, Erklärbarkeit, Datenschutz und Nachhaltigkeit wurden als die vier Eckpfeiler vertrauenswürdiger KI in der Wissenschaft genannt.

Vielfalt ist gut, Koordination ist besser

Europas nationale KI-Strategien und die vielfältigen Forschungsgemeinschaften sind eine Stärke – aber nur, wenn sie zusammenarbeiten. Viele Stimmen in Sevilla argumentierten, die EU brauche mehr Kohärenz: weniger Doppelarbeit, mehr grenzüberschreitende Zusammenarbeit und eine abgestimmte nationale Politik.

Institutionen wie die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC) könnten eine Schlüsselrolle bei der Koordinierung eines europaweiten Ansatzes für KI in der Wissenschaft spielen. Fazit: Wenn Europa bei vertrauenswürdiger KI führend sein will, muss es mit einer Stimme sprechen – Vielfalt respektieren, aber durch gemeinsame Ziele vereint sein.

Mit gutem Beispiel vorangehen, nicht nur konkurrieren

Der AI4Science-Workshop machte deutlich: Europa will im globalen KI-Rennen nicht nur aufholen. Es will die Führung übernehmen – und zwar nach seinen eigenen Vorstellungen.

Nicht durch die Jagd nach Patenten oder reiner Rechenleistung, sondern durch die Festlegung globaler Standards für ethische, menschenzentrierte und sozial verantwortliche KI.

In einer Welt, in der es immer schwieriger wird, das Vertrauen in Wissenschaft und Technologie aufrechtzuerhalten, könnte dies Europas größtes Kapital sein.

Die in Sevilla gesammelten Ideen werden die künftige Strategie der EU für KI in der Wissenschaft unmittelbar beeinflussen. Und diese Strategie wird nicht nur für Europas Platz in globalen Forschungsrankings von Bedeutung sein, sondern auch für die Zukunft, die junge Menschen auf dem gesamten Kontinent mitgestalten werden.

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